Ein Votum für die Nahfotografie: Der Blick für Details, fürs Kleine und Unscheinbare ist eine Fähigkeit, die Fotografen erlernen, erhalten und die sie deshalb immer wieder trainieren sollten. Es müssen (und können) nicht immer monumentale Motive aus der großen weiten Welt sein.

Es ist vergleichsweise “einfach”, ansprechende Fotos von den Rocky Mountains in Kanada oder vom Sonnenuntergang auf Rügen zu realisieren. Wie aber sieht es mit dem heimischen Garten oder Stadtpark aus? Hier fehlt, zumindest auf den ersten Blick, der alles beherrschende Blickfang, der den Bilderjäger fast schon zwangsläufig zwingt, auf den Auslöser zu drücken.

Auf den zweiten Blick hält die Nahfotografie jedoch ein ganzes Universum bereit, das auch noch nach Jahrzehnten fotografische Erfüllung bieten kann. Und sei es “nur” die Nahaufnahme eines Hornveilchens (Viola cornuta), das bereits für wenige Cent im Gartencenter zu bekommen ist. Voraussetzung ist natürlich, dass es der Mensch hinter der Kamera aushält, von einem Veilchen die (aktuellen) Grenzen seines fotografischen Könnens aufgezeigt zu bekommen.

Bevor sich Erfüllung einstellt, gilt es nämlich, viele Herausforderungen zu meistern. Ausreden für misslungene Aufnahmen gibt es vor dem Hintergrund relativ gut zu kontrollierender Bedingungen recht wenig. Das Veilchen ist unscharf, weil es zu windig war? Warum wurde nicht gegen Abend fotografiert, dann schläft der Wind häufig ein …

Solche und andere einfache Erkenntnisse, die kostengünstig im eigenen Garten gewonnen werden, können sich später als enorm wertvoll erweisen, wenn es beispielsweise im Urlaub in die echte, in die wilde Natur geht …

Im Garten lässt sich wunderbar üben. Das hilft, die eigene Ausrüstung noch besser kennenzulernen und viele Antworten auf noch viel mehr Fragen zu finden: Hoch- oder Querformat? Fotografiere ich von unten, probiere ich eine Aufsicht, oder begebe ich mich auf die gleiche Höhe? Ab welcher Blende wird das ganze Blütenblatt scharf, und wo muss ich die Schärfe hinlegen? Auf die Mitte, weiter nach vorne oder doch lieber nach hinten? Welches Stativ, welches Objektiv, welchen Stativkopf nehme ich? Sind Zwischenringe die Lösung, ist eine Blitzaufhellung sinnvoll, oder bringt ein Durchlichtaufheller den gewünschten Effekt? Ist der Hintergrund bereits zu scharf, sollte ich deshalb besser noch etwas aufblenden?

Finden Sie es heraus, die Jahreszeit ist ideal für Fingerübungen, die zu überraschend gelungenen Aufnahmen führen können …

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