Vor der Westküste Kanadas liegt Vancouver Island, die größte Insel der Provinz British Columbia. Die Insel umfasst eine Fläche von rund 31.300 qkm und schützt mit der Vancouver Island Ranges, einem knapp über 2000 Meter hohen Gebirgszug, die dahinter liegende Küsten-Metropole Vancouver mit ihren mehr als 600.000 Einwohnern vor den Wetterkapriolen des Pazifiks.
In den Wäldern leben Schwarzbären und Pumas
Vancouver Island ist geprägt vom gemäßigten Küstenregenwald. Die Temperaturen sind für kanadische Verhältnisse aufgrund warmer Meeresströmungen ganzjährig außergewöhnlich mild, wobei an der dem Meer zugewandten Westseite der Insel die jährliche Regenmenge bei über 6600 mm liegen kann. Zum Vergleich: Die mittlere jährliche Gesamtregenmenge liegt in Hamburg bei etwa 770 mm. Die klimatischen Verhältnisse auf Vancouver Island tragen dazu bei, dass Sitka-Fichten und Douglasien Wuchshöhen von bis zu 100 Metern erreichen können. In den Wäldern, die von der Holzindustrie sehr begehrt werden, leben unter anderem Schwarzbären, Pumas, Elche, Wölfe und Kojoten. Die Flüsse sind äußerst fischreich. Und Wale, Otter sowie Robben fühlen sich in den Küstengewässern sehr wohl.
“Friedhof des Pazifiks”
Im Südwesten der Insel, also an der dem Pazifik zugewandten Seite, ist der West Coast Trail zu finden, der, je nach Witterungsverhältnissen, zu den anspruchsvollsten Wanderstrecken in Kanada gezählt wird. Auf der “Durchreise” nach Alaska bin ich die 75 Kilometer lange Route zwischen den Orten Bamfield und Port Renfrew vor Jahren gewandert – immer am Küstenstreifen entlang, sofern es Witterung und Tiden zugelassen haben. Der Ursprung des Trails ist auf eine Schiffskatastrophe im Jahre 1906 zurückzuführen. Damals lief das Dampfschiff Valencia auf ein Riff. 136 Menschen starben bei dem Unglück auch deshalb, weil Rettung kaum möglich war, denn das Gebiet war damals nahezu unzugänglich. Also wurde ein Rettungsweg angelegt, der dem “Friedhof des Pazifiks” seinen Schrecken nehmen sollte.
Das Foto zeigt die Tsusiat Falls, die dem erschöpften und schwitzenden Wanderer eine willkommene Bademöglichkeit bieten. Zumindest dann, wenn Regen sowie Starkwinde eine Pause einlegen und die Gezeiten günstig sind, denn der Wasserfall liegt in unmittelbarer Strandnähe. Seit dieser Tour habe ich viele andere Wasserfälle in vielen Ländern fotografiert. Ein vergleichbares Naturschauspiel in Bezug auf Wildheit, Ausgesetztheit und mit Meeresrauschen sowie Möwengeschrei im Hintergrund habe ich bis heute nicht wieder erleben dürfen …