Mitternachtssonne in der Diskobucht, die in der Baffin Bay an der Westküste Grönlands liegt. Vor zwei Stunden haben wir in Ilulissat abgelegt, der mit rund 4.500 Einwohnern drittgrößten Stadt der Insel. Hier haben nach wie vor hunderte Schlittenhunde ihre Heimat. Jetzt, im kurzen Sommer, liegen sie festgebunden vor ihren schiefen Hüttchen und warten auf fallende Temperaturen und den ersten Schneefall. Nur noch wenige Wochen, dann geht es wieder hinaus …

Die Ruhe des Meeres

Der Geruch des Meeres mischt sich mit dem des Diesels der Fischerboote, die zu dieser Jahreszeit vor allem Touristen durch eine fast unwirklich erscheinende Welt des Zwielichts schippern. Gelegentliche Rufe von Seevögeln untermalen das leise Ächzen der mächtigen Eisberge, zwischen denen der Kapitän souverän seine Route findet. Die zahlenden Gäste tummeln sich auf dem kleinen Deck – in bunte Jacken gepackt, Kameras um den Hals, die Münder offen vor Staunen und Mitteilungsbedürfnis. Das, was jeder sieht, wird dem Nachbarn beschrieben. Ruhe gibt es nur jenseits der Schiffsplanken.

Erik der Rote soll um das Jahr 986 der erste Europäer gewesen sein, der mit seiner Mannschaft in die Bucht einfuhr. Er blieb nicht lange, genauso wenig wie die Kreuzfahrttouristen in ihren schwimmenden Städten, von denen sich einige hin- und hergerissen fühlen. Hin zum Büfett oder doch lieber Eisberge schauen? Die Diskobucht – ein ganzer Kosmos voller Kontraste.

Foto: Mitternachtssonne in der Diskobucht, Grönland. Canon EOS 600, f/1:2.8-3,8, 28-105 mm, Fuji Sensia 400.

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