Surfen ist ein typischer Sommersport mit Aloha-Spirit, der am abendlichen Lagerfeuer – begleitet von guten Drinks und Gitarrensound – regelmäßig seinen krönenden Abschluss findet. Sollte man meinen. Etwas anders sieht es auf den Lofoten aus. Die norwegische Inselgruppe jenseits des Polarkreises lädt bereits im kurzen Sommer eher selten dazu ein, am Strand zu liegen, Sonne an die bereits krosse Pelle zu lassen und sich zwischendurch in bunten Shorts aufs Brett zu schwingen. Im Winter, bei -8 °C Lufttemperatur und einer im Wind gefühlten Kälte, die bei rund -15 °C liegt, sind Gedanken ans Wellenreiten einigermaßen absurd. Es ist bereits eine Herausforderung, trocken zwischen spiegelglatten Felsen zu stehen und eine Stunde mit ungeschützten Fingern Surfer zu fotografieren …

Schiffsjungen in Australien

Absurd ist auch der Ursprung des Surfboards, das Anfang der 60er Jahre zum ersten Mal überhaupt in die Wellen am Strand von Unstad eintauchte. Thor Frantzen und Hans Egil bauten es. Als Schiffsjungen reisten die beiden Norweger nach Sydney, kamen dort mit dem Surfen in Berührung und waren sofort fasziniert. Zurück in der kalten Heimat bauten sie ihre eigenen Boards, als Vorlage diente das Cover des Beach Boys-Album Surfin’ Safari von 1962. Jedoch fehlte damals noch die moderne Technologie von Neoprenanzügen, deren mehrere Millimeter starkes Material heutige Surfergenerationen vor den eiskalten Wellen schützt. Die Wassertemperatur der Lofoten liegt rund ums Jahr zwischen 6 und 14 °C, „angeheizt“ vom Golfstrom. Die begehrten Wellen, die sich an den Stränden der Surfspots von Unstad oder auch Flakstad brechen, werden von Tiefdruckgebieten über Grönland kreiert.

Neuer Anlauf

Schließlich verlief der erste Vorstoß von Frantzen und Egil im Sande, bis Anfang der 90er Jahre der Einheimische Kristian Breivik den Sport in dieser atemberaubend schönen Natur für sich entdeckte. Seine „Verrücktheit“ mündete 1999 in dem legendären Surffilm E2K, der in den Wellen von Unstad gedreht wurde. Seitdem trugen Szenegrößen, der Bau von Campingplätzen, Artikel in Surf-Magazinen und Fotos auf Social Media zur weiteren Entwicklung dieses Surfer-Hotspots bei. Aloha in der Arktis …

Foto: „Surfen vor Flakstad“, Lofoten, Norwegen. Canon EOS 7D,  f/4.0-5,6 VC Di USD, SP 70-300 mm, 70 mm, 1/1000 sec, f/5,6, +1,  ISO 800

zurück zur Übersicht