Vielen Skandinavienurlaubern ist der Fährhafen in der südschwedischen Stadt Helsingborg wohl vor allem als wichtiger Ausgangs- oder auch Endpunkt für Unternehmungen in den Norden Europas bekannt. Reisende schenken der Hafenmetropole an sich jedoch in aller Regel nur wenig Aufmerksamkeit. Dabei lohnt sich eine intensivere Beschäftigung mit dieser Stadt, die zu den ältesten in Skandinavien gehört und als ein „Tor nach Schweden“ gilt. Schon zur Zeit der Wikinger nahm sie eine wichtige strategische Funktion ein. Sie liegt an der schmalsten Stelle des Øresunds und war Schauplatz vieler politischer Konflikte und Schlachten. (Quelle: Wikipedia)
Helsingborg liegt nur rund vier Kilometer von der dänischen Stadt Helsingör entfernt – auf der anderen Seite des Sunds. Über Jahrhunderte war Helsingborg sogar dänisch. Das lässt sich anhand einer Schenkungsurkunde des dänischen Königs Knud dem Heiligen vom 21. Mai 1085 nachvollziehen.
Schnell hin, schnell weg
Das Foto zeigt das neugotische Rathaus der Stadt mit seinem 65 Meter hohen Turm. Erbaut wurde das Gebäude 1897 aus roten Ziegelsteinen, es gilt heute als das Wahrzeichen der Stadt. Ich habe das Foto an einem warmen Sommertag aufgenommen. Die Terrassen der Restaurants und Cafés waren gut besucht. Durch die Straßen zogen gut gelaunte und auch beschwipste Teenagerinnen und Teenager, die ihren Schulabschluss feierten und die Freuden eines unbeschwerten nordischen Sommers augenscheinlich kaum erwarten konnten. Das hat das Fotografieren nicht unbedingt einfacher gemacht, denn ich wollte für dieses Architekturmotiv möglichst wenig Menschen sowie Autos auf dem Bild haben. Also nutzte ich als Aufnahmestandpunkt eine Kreuzung, auf die ich mich in den Rotphasen stellte. Schnell hin, schnell weg und ohne Stativ. Es ist definitiv weniger aufreibend, einen Wurf übermütiger Huskywelpen zu fotografieren, denn mindestens ein Auto oder Fußgänger bewegte sich fast immer im unpassenden Augenblick in den Bildausschnitt … Mein Ehrgeiz war jedenfalls, nicht allzu viel Nachbearbeitung am Computer vornehmen zu müssen.
Ein filigranes Kleinod gibt Rätsel auf
Gegenüber dem Rathaus steht unübersehbar ein Reiterstandbild des Feldmarschalls Graf Magnus Gustafsson Stenbock, das 1901 in Helsingborg errichtet wurde. Er lebte vom 22. Mai 1665 bis zum 23. Februar 1717 und tat sich insbesondere während des Großen Nordischen Krieges hervor, in dem es vornehmlich um die Vorherrschaft im Ostseeraum ging. Glaubt man den Quellen soll Stenbock nicht nur mutig gewesen sein, sondern auch über diplomatisches Geschick verfügt haben. All das bewahrte ihn jedoch nicht vor einer langjährigen Festungshaft in Kopenhagen, in der er sich als Maler und außergewöhnlich begabter Handwerker entpuppte. Er fertigte aus dem Stoßzahn eines Narwals eine „außerordentlich filigrane Schmuckkette“ (Wikipedia). Bis heute sei nicht endgültig geklärt, wie der Feldmarschall das Kleinod fertigte. Die einzelnen Glieder der Kette weisen nämlich unter dem Mikroskop keine Nähte auf. Exakt 4802 Kettenglieder schuf Stenbock, die teilweise lediglich 3 x 0,25 Millimeter groß sind. Stenbock liegt im Dom zu Uppsala begraben.
Foto: „Helsingborg“, Schweden. Canon EOS 6D Mark II, f/4L IS USM, 16-35 mm, 16 mm, 1/160 sec, f/8,+0,33 LW, ISO 200, Polfilter.