Gar nicht selten ist ein gutes Foto das Ergebnis des schlichten Umstandes, einfach dagewesen zu sein. So erging es mir bei diesem Motiv, das ich auf der Insel Vestvagøya aufgenommen habe, die zum Lofoten-Archipel im hohen Norden Norwegens gehört.

Hoher Detailreichtum

Für solche Landschaftsaufnahmen setze ich nahezu ohne Ausnahme einen Polarisationsfilter vor das Objektiv, der aus der Natur- und Landschaftsfotografie nicht wegzudenken ist. Dieser Filter unterdrückt unerwünschte Reflexionen von nichtmetallischen Oberflächen. Hierzu können zum Beispiel Wasser- und Glasflächen oder auch regennasse Felsen gehören. Auf dem Foto lässt sich dieser Effekt sehr gut an dem kleinen Tümpel erkennen, der sehr typisch ist für die ausgedehnten Moorlandschaften auf Vestvagøya. Der Polarisationsfilter ermöglicht einen Blick auf die Steine am Grund des Gewässers und führt so zu sehr viel mehr Detailreichtum, der das Foto deutlich interessanter macht. Die Stärke der unterdrückten Reflexionen (anders ausgedrückt: der unterdrückten Lichtstreuung) lässt sich vom Fotografen steuern, da der Filter drehbar ist.

Hinzu kommt, dass ein Polarisationsfilter die Grünwiedergabe von Pflanzen verbessert – auch wenn es ein bedeckter Tag ist. Seine größte Stärke spielt der Filter jedoch bei der Wiedergabe des Himmels aus. Ein zu heller, vielleicht sogar langweilig wirkender blauer Himmel wird mit Hilfe des Filters deutlich dunkler dargestellt. Sollten weiße Wolken vorhanden sein, bewirkt die Erhöhung des Kontrasts, dass diese sehr viel deutlicher hervortreten. Das Bild wirkt im Ergebnis weniger „flach“.

Fingerspitzengefühl ist gefragt

Dieser Effekt ist besonders deutlich zu erkennen, wenn der Winkel zur Sonne beim Fotografieren etwa 90° beträgt. Jedoch ist an dieser Stelle auch etwas Fingerspitzengefühl gefragt, denn allzu schnell kann das Himmelsblau fast schon zu Schwarz kippen und damit unnatürlich wirken. Im Gebirge und am Meer kann dieser Effekt besonders stark sein. Dann hilft oftmals eine Änderung des Winkels zur Sonne und/oder eine Korrektur der Filterstärke mittels Drehring.

Ein weiterer negativer Effekt kann die „Polfilter-Beule“ im Himmel sein. Diese kommt durch eine ungleichmäßige Polarisationsrichtung des Himmelslichts zustande. Im Ergebnis wirkt der Himmel scheckig, die Farbabstufungen können also unnatürlich wirken. Hier hilft nur eine Nachbearbeitung am Computer oder, und das ist der einfachere Weg, die schon erwähnte Änderung des Winkels zur Sonne.

Zu guter Letzt ist zu bedenken, dass ein vorgesetzter Polarisationsfilter zu einer längeren Belichtungszeit führt, da er „Licht schluckt“. Trotzdem gilt: Dieser Filter gehört zu den wichtigsten Werkzeugen in der Landschafts- und Naturfotografie.

Foto: „Roter Lofoten-Kahn“, Norwegen. Canon EOS 6D Mark II, f/4L IS USM, 16-35 mm, 16 mm, 0,3 sec, f/13, ISO 100, Polfilter, Stativ

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