Fast schon kitschig wirkt das Motiv des Leuchtfeuers von Hov auf der Lofoten-Insel Gimsøy in Norwegen. Dazu tragen ohne Zweifel die intensiven Farben der Mitternachtssonne und die zwei Reiter im Gegenlicht bei. Ein Sommerfoto, das man so oder ähnlich im Hochglanzprospekt des örtlichen Touristikmanagements finden könnte. Und das zu Recht, denn Hov ist mit seinem weißen Sandstrand und direktem Blick auf das Nordmeer ein besonders reizvoller Platz. Außerdem lassen sich Nordlichter im Herbst und Winter vom Strand aus ganz wunderbar fotografieren.

Die zwei Reiter hatten es nicht weit, ein kleiner Reiterhof mit Restaurant ist nur 100 Meter entfernt. Reisende können auf einer Wiese, die unmittelbar an den Strand angrenzt, übernachten. Ein Saunafass mit Meerblick ist ebenfalls vorhanden. Es wäre albern, von einem Geheimtipp zu schreiben, das ist er nicht mehr. Würde Hov in diese Kategorie fallen, sollte ich wohl besser nicht über diesen Platz schreiben …

Paradies mit Problemen

Gelegentlich bin ich hin- und hergerissen, ob ich solche Kleinode überhaupt thematisieren sollte. Meine Fotos und Texte tragen wohl auch in einem gewissen Maße zu einer Entwicklung bei, die den Lofoten nicht guttut, denn die Inselgruppe wird mehr und mehr von Touristen überrannt. Gäste aus aller Welt möchten „das Paradies“ sehen, und das hat Folgen: genervte Einheimische, viel zu viel Müll, Wohnmobile, die mangels Absperrungen buchstäblich überall parken, und neuerdings die Erhebung von Touristenabgaben.

Rund 24.000 Einheimische leben auf den Lofoten, sie treffen Jahr für Jahr auf fast 730.000 Besucherinnen und Besucher, die in Hotels übernachten. Zelttouristen, Wohnmobilisten und Gäste, die in privaten Unterkünften unterkommen, gar nicht mitgerechnet.

Nicht wenige Bürgermeister der kleinen Gemeinden lassen sich so oder ähnlich zitieren: Wir würden Geld lieber in unsere Schulen und die Gesundheitsversorgung stecken als die Kosten für den zusätzlichen Müll und Toilettenanlagen tragen zu müssen.

Dilemma des Zauberlehrlings

Es ist ein Dilemma, denn nicht zuletzt gilt für Norwegens Regierung der Satz des Zauberlehrlings: „Die ich rief, die Geister – werd ich nicht mehr los!“ Seit rund 25 Jahren steckt der Staat viel Geld ins Marketing und hebt die besonderen Naturschönheiten (nicht nur) der Lofoten hervor. So wurde eine neue Lebensgrundlage befeuert, denn die einst dominierende Fischfangindustrie ist seit Jahrzehnten auf den Inseln kaum noch existent. Die Abwanderung junger Menschen konnte so zumindest eingedämmt werden, doch der Preis ist hoch. Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass die rund 3.500 Kilometer Entfernung zwischen Venedig und den Lofoten-Inseln keinen Unterschied machen. Die Aufzählung lässt sich nahezu unendlich fortsetzen …

Foto: „Ausritt in Hov“, Lofoten, Norwegen. Canon EOS 7D,  f/4.0-5,6 VC Di USD, SP 70-300 mm, 92 mm, 1/1000 sec, f/5,6, ISO 125

zurück zur Übersicht