Der Wasserturm in Emådalen gehört zu den besterhaltenen Exemplaren der schwedischen Inlandsbanan (Binnenlandbahn). Seit Jahren fahre ich immer mal wieder an diesem in traditionellem Faluröd gestrichenen Exemplar vorbei. Erst in diesem Frühsommer passten jedoch Licht, Wetter und Tageszeit, sodass ich nun endlich einen kleinen Haken auf meiner Fotowunschliste machen kann. Die Inlandsbanan führt über eine Länge von knapp 1.300 Kilometer vom südlich gelegenen Städtchen Kristinehamn am See Vänern  bis nach Gällivare in Lappland.

Bauzeit 30 Jahre

Erste Überlegungen für den Bau der Strecke reichen bis ins Jahr 1897 zurück. Die Verantwortlichen versprachen sich einerseits einen Beitrag zur wirtschaftlichen Erschließung Nordschwedens, die Militärs führten andererseits eine Verbesserung von Nachschubwegen ins Feld, da die damals bereits bestehende Stambanan parallel zu Ostküste verläuft und zu anfällig für mögliche Angriffe von der Seeseite sei. Im Jahre 1907 wurde schließlich aufgrund eines Beschlusses des Schwedischen Reichstags mit dem Bau begonnen, der 30 Jahre später in Lappland, am 6. August 1937, mit der Einweihung des letzten Teilstücks durch Kronprinz Gustav Adolf offiziell beendet wurde.

Von der Zeit überholt

Die Fertigstellung fiel somit in eine Zeit, als der Straßenverkehr mehr und mehr an Bedeutung gewann. Im Ergebnis wurden bereits Verbindungen für den Personenverkehr gestrichen, als die komplette Strecke noch gar nicht fertiggestellt war. Im 2. Weltkrieg erreichte der Betrieb allerdings seinen Höhepunkt. Das formal neutrale Schweden erlaubte dem Deutschen Reich Material- und Truppentransporte nach Finnland, Norwegen und in die Sowjetunion. Etwa zwei Millionen Soldaten sollen seinerzeit mit der Inlandsbanan befördert worden sein.

Insbesondere in den 60er-Jahren wurden schließlich große Teile der Strecke stillgelegt, heutzutage freuen sich im kurzen Sommer vor allem Touristen über eine nostalgische Fahrt mit den roten Triebwagen, die sich jedoch in der Weite des Landes verlieren. Ich habe in den vergangenen Jahren jedenfalls höchst selten eins dieser mit bis zu 80 Stundenkilometern fahrenden Gefährte gesehen.

Foto: „Inlandsbanan“, Schweden. Canon EOS 6D Mark II, f/4L IS USM, 16-35 mm, 16 mm, 125 sec, f/10, ISO 200, Polfilter, Stativ

 

 

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