Der Schnee

Der Schnee fällt nicht hinauf
sondern nimmt seinen Lauf
hinab und bleibt hier liegen,
noch nie ist er gestiegen.

Er ist in jeder Weise
in seinem Wesen leise,
von Lautheit nicht die kleinste Spur.
Glichest doch du ihm nur.

Das Ruhen und das Warten
sind seiner üb´raus zarten
Eigenheit eigen,
er lebt im Sichhinunterneigen.

Nie kehrt er dorthin je zurück,
von wo er niederfiel,
er geht nicht, hat kein Ziel,
das Stillsein ist sein Glück.

(Robert Walser, 1878 -1956, deutschsprachiger Schriftsteller aus der Schweiz)

Der Dichter verstarb am 1. Weihnachtsfeiertag 1956 während eines Spaziergangs im Schnee.

Das Foto zeigt eine historische Kote der Wald-Sámi in einer Januarnacht in Schwedisch-Lappland. Die kuppelförmige Konstruktion ist typisch für die Region. Ihr Durchmesser beträgt rund sechs Meter, gefertigt aus sorgfältig bearbeiteten Fichten- und Kiefernstämmen. In der Mitte des offenen Raums lodert ein kräftiges Feuer und wirft warmes Licht auf ausgebreitete Rentierfelle, die ihrerseits auf Birkenreisig liegen. Der Rauch des Feuers zieht nach oben durch ein Loch in den Dachsparren ab. Es riecht nach Holz, Fell und Abenteuer.

Foto: Traditionelle Kote in einer Winternacht, Schwedisch-Lappland. Canon EOS 6D Mark II, EF 50 mm, F 1.8 STM, 25,00 sec, f/5, ISO 1000, Stativ

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