Der Vorgarten einer Inuit-Familie in Sisimiut an der Westküste Grönlands. Aus Sicht des Fotografen hatte ich ohne Zweifel Glück, denn als ich das Bild einrichtete, war von dem Husky noch nichts zu sehen. Genau ein analoges Foto gelang mir, bevor der Vierbeiner die Bühne wieder verließ.

Das Areal rund um die Häuser von Inuitfamilien ist häufig ein Sammelsurium unterschiedlichster Gegenstände, die zuletzt vor 30 Jahren verwendet wurden, oder – man weiß ja nie – möglicherweise im kommenden Winter wieder dringend benötigt werden. Aus Sicht der Einheimischen macht das durchaus Sinn, den Ersatzteile gibt es kurzfristig nicht einfach an der nächsten Ecke, zudem kosten sie Geld. Improvisation ist besonders im hohen Norden letztlich eine Survivaltechnik, die für den Fall der Fälle auch dem Nachbarn helfen kann, der dringend nach Ersatzmaterial sucht. Die Grenze in Richtung Müll ist hier allerdings fließend …

Verschweigen sollte man deshalb auch nicht, dass das Umweltbewusstsein in vielen arktischen Gemeinden vergleichsweise schwach ausgeprägt ist – das gilt auch für Kanada und Alaska. Der “ordentliche” Tourist, der Systeme wie den Gelben Punkt ebenso verinnerlicht hat, wie den Besuch auf dem Wertstoffhof an jedem Samstagvormittag, dürfte sich immer wieder erschrecken, wenn er in arktischen Dörfern mit der Kamera auf der Suche nach pittoresken Motiven ist.

Warum habe ich “ordentlich” in Anführungszeichen gesetzt? Ich halte nichts von aufgesetzter moralischer Empörung über Menschen, deren Kultur, Lebenskämpfe und Lebensumstände der durchschnittliche Tourist nicht wirklich kennt. Apropos Moral: Ich erinnere mich noch gut an eine Gruppe europäischer Schiffstouristen, die aus einer grönländischen Kirche Bibeln der einheimischen Bevölkerung stahlen. Der Schriftsatz war so schön exotisch …

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